Mäht ihr Schafe…Määäähhhh

Mäht ihr Schafe…Määäähhhh

An diesem Tag fühlte ich mich so richtig veräppelt. Ganze 4 Male fahre ich 5 Kilometer vor und zurück um diese neu gebaute Straße nach Erguna zu finden, von der man mir erzählt hat. Diese Straße scheint so neu, dass sie noch nicht mal in meiner chinesischen Kartenapp “Baidu Maps” eingetragen ist. Bis nach Erguna sind es noch 130 Kilometer, eine Strecke für die ich den ganzen Tag brauchen würde.

Die Landstraße S203 ist so flach wie meine Witze. Für 110 Kilometer geht es immer weiter die Straße entlang bis ich plötzlich an den größten Kornfeldern vorbeikomme, die ich jemals gesehen habe. An einem Ort namens Shangkuli komme ich zum Stehen, um mich hier etwas genauer umzusehen.

In einem kleinen Bauernhof hineinschauend werde ich auch sofort von den Locals zum Verweilen eingeladen. Bruder Li und seine Freunde bauen hier ein altes Farmhaus zu einem Homestay um. Mit Barbecue, Öfen, einem Gewächshaus und Spielplatz für Kinder sowie mongolischen Jurten. Das Treiben wird nur noch von den herumtobenden Hühnern und Schafen komplettiert. Falls ihr jemals so weit in den Norden kommt, ist das der Ort für Ferien auf dem Bauernhof.


Am nächsten Tag treffen wir ein junges Ehepaar, frisch verheiratet. Für Familienbesuch sind sie von Beijing nach Shangkuli zu kommen. Mit offenen Armen werde ich zum Mittag eingeladen, oder eher zu meinem Glück gezwungen. Denn der Gastgeber hält mich am Arm und zieht mich förmlich mit in sein Anwesen. Es gibt “Shouba Fleisch”, frisch geschlachtete Ziege am Stück, inklusive all der Knochen, Blut und Innereien. Wie früher ist jeder mit einem scharfen Messer bewaffnet um sich die besten Stücke händisch vom gekochten Schaf zu schneiden. Dazu rohes Gemüse, der erste “Salat”, den ich hier im Norden Chinas esse. Ein Festessen.


Da ich mich kaum mehr bewegen kann, entschließen wir uns zu einem Verdauungsspaziergang durch Shangkuli wo ich feststelle: Das hier hat nichts mit ärmlichen Bauern zu tun. Überall stehen riesige High-Tech Bewässerungs- und Düngemaschinen auf den Feldern. Die Menschen hier führen ein gutes Leben durch den Verkauf von Korn, Milch und Vieh. Auch hier werden neue Wohnsiedlungen gebaut. Vor allem das riesige Verwaltungsgebäude und das Sportzentrum wirken für mich mit ihrer Größe deplatziert. “Während der Winterzeit spielen wir Mahjong und saufen Schnaps”, antworten mir die Einheimischen auf meine Fragen. Die Menschen hier haben scheinbar nichts zu määhhckern. Dafür aber zu lachen. In ein mongolisches Frauenkleid gepresst, ein Cowboyhut auf dem Kopf gebe ich ein selten lächerliches Bild ab . Mal schauen, was die Stadt Erguna so zu bieten hat.


Euer Jörg

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