Die Ewenken – wahre Rentierfreunde

Die Ewenken – wahre Rentierfreunde

Ich habe es bis in die Stadt Genhe geschafft, trotz des Schneesturms und totalen Taubheitsgefühls in Händen und Füßen. Als ich in Genhe ankam konnte ich kein ordentliches Wort auf Chinesisch rausbringen, nicht dass ich es jemals beherrschte aber tatsächlich konnte ich nur noch mit den Zähnen klappern und hoffen, man gäbe mir ein Zimmer  Die nächste halbe Stunde kauerte ich unter einer heißen Dusche, genauso wie mein gefrorener Drahtesel.

Die Ewenken

Am nächsten Morgen ging es mit der jüngeren Schwester der Pensionbetreiberin aus Alongshan sowie ihrem Mann in das angrenzende Dorf Olguya, einem kleinem Dorf der Minderheit der Ewenken.

Die Ewenken sind ein kleiner nomadischer Volksstamm und eine der offiziell anerkannten 56 Minderheiten Chinas. Ursprünglich ansässig in den Gebieten Russlands, der Mongolei und China ist diese Volksgruppe spezialisiert auf die Rentierzucht, dem Jagen und Fischfang. Von dieser Minderheit leben in diesem Gebiet nur noch ein paar dutzend Familien. Von einigen der Einheimischen bekomme ich gesagt, es lebten nur noch eine handvoll der Ur-Ewenken. Darum wird diese Minderheit mit Regierungsmitteln unterstützt um ihr kulturelles Erbe weiterzugeben. im kleinen Dorf der Olguya stehen überall neue Holzhäuser, darin Rentierfelle, Hörner und Birkenschnitzereien. Leider haben wir nicht das Glück einen der Ewenken zu treffen, da gerade alle zum Kräuter sammeln in den Wald gefahren sind.


Auch das naheliegende Ewenken Museum hatte aufgrund der Nebensaison nicht geöffnet. Wir entschieden uns zu einem nahegelegenem Camp zu fahren. Zwar habe ich so meine Zweifel an der Authentizität dieser Attraktion, dennoch gibt sie einen interessanten Eindruck über das frühere Leben dieses Volksstammes, egal ob echt oder inszeniert. Sogar ein paar Rentiere darf ich beim Mümmeln bestaunen.

 

Zurück in der Stadt gibt es Feuertopf mit Schafsfleisch und Fisch. Eine sonderbare Mischung, die aber irgendwie einen verzückendes Geschmackserlebnis darstellt. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum sich das chinesische Zeichen für “frisch” sich aus dem Schriftzeichen für Fisch (links) und Schaf (rechts) zusammensetzt…

Nach dem Essen verabschiede ich mich von meinen überaus gastfreundlichen Begleitern auf Zeit, denn sie müssen ihr Kind von der Schule abholen. Ich entschloss mich auf den stattfindenden Wochenmarkt zu gehen und während meines Bummels ein Rentier, oh Verzeihung, Rentner zu interviewen und an der Tanzparade auf dem großen Platz teilzunehmen. Am Ende traf ich dann noch tatsächlich drei Ewenken in einem Restaurant, die mich wieder zum Schnaps verleiteten. Sie waren jedoch kamerascheuer als die Rentiere. Nach einer weiteren Nacht in Genhe, ging es weiter.

Weiter auf dem Weg nach Hulunbuir.

Euer Jörg

 

2 Antworten

  1. Hallo Jörg,
    einen schönen guten Tag wünsch ich. Toller Reisebericht von Dir und danke, dass Du ihn mit uns anderen teilst!. Mein Name ist Thomas Vömel , ich bin Autor (unter dem Pseudonym Voenix), schreibe über die alten nordischen Götter und versuche mich seit ein paar Jahren mit einem youtube-Kanal (Heiden-TV).
    Derzeit bin ich daran, eine Doku über den alten Mythos vom Sonnenhirschen zusammenzustellen. Da es da recht spärliche Quellen gibt, bin ich auf einen alten Schöpfungsmythos der Ewenken gestoßen, der die “kosmische Ur-Jagd auf eben den Sonnenhirsch- bzw. Elch zum Inhalt hat. Bei meiner Recherche kam ich auf Deine Seite hier und dabei fiel mir besonders jenes Foto auf von dem Denkmal (?) auf, dass diese Herde galoppierender Rentiere zeigt. Gäbe es vielleicht eine Möglichkeit für mich, dieses schöne Foto von Dir in etwas größerer Auflösung für meine Doku zu bekommen? Ich produziere in HD, Bild sollte also mindestens 1,5 MB haben. … Gerne gebe ich zu dem Bild auch Deinen Namen an.
    Das Bild ist schon von daher faszinierend, weil es den “Jahreslauf des Sonnenhirschen” (entweder bewusst oder unbewusst) in seiner Bewegung sehr schön veranschaulicht.
    Ich dachte, ich frage einfach mal höflich an.
    Danke für Deine Zeit und Antwort.
    Beste Grüße,
    Thomas Vömel

    • joerg sagt:

      Hallo Thomas,
      bitte verzeih die unglaublich späte Antwort. Erst einmal vielen Dank fürs Vorbeischauen. Falls Du das Bild noch immer benötigst, gib mir einfach kurz Bescheid, ich sende es Dir mit Freude zu. Übrigens ganz großen Respekt für Deine Publikationen und künstlerisches Schaffen.
      Viele Grüße, Jörg

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