Zen und die Kunst, ein Fahrrad zu warten
Mitunter gibt es auf den langen Strecken nicht viel spektakuläres zu sehen. Dutzende Kilometer geht es schnurstracks geradeaus bis in die Stadt Hebi. Links und rechts riesige Baustellen, durchschnitten von einer Landstraße, auf der sich ein Deutscher auf seinem Klapprad nach vorne kämpft, das gefühlt immer reparaturanfälliger wird.
Schläuche platzen, Bremsen verziehen sich vermehrt. Die Stimmen der Menschen, die zu mir gesagt haben “dieses Fahrrad ist einfach zu klein” werden immer lauter. Und sie alle haben Recht. Das Rad ist nicht nur zu klein. Es ist sogar total ungeeignet für so eine Tour. Aber die Tour bringt meine Nachricht zum Ausdruck: Es sind nicht die Werkzeuge, die einem Projekt zum Erfolg verhelfen. Du bist es. Also konzentriere dich auf die dir gegeben Dinge, nicht auf die fehlenden.
Aus einer anderen Perspektive gesehen: Schießt man mit der besten Kamera auch bessere Fotos? Mit Sicherheit. Aber warum sind dann nicht alle die, die sich die beste/ teuerste/ größte Ausstattung leisten können, professionelle Fotografen? Braucht es mitunter doch etwas mehr, als nur die passenden Werkzeuge?
Ich bin überzeugt davon, dass wir mehr Aufmerksamkeit auf unsere Ziele und inneren Stärken legen sollten als auf die Werkzeuge, die wir oftmals als Vorwand nehmen, um Projekte nicht zu beginnen. Somit könnten wir uns mehr auf die tatsächlich erreichbare Aufgaben mit gegebenen Mitteln konzentrieren anstatt schwer erreichbare Projekte nach dem Motto “wenn ich nur XYZ hätte, dann …” nie zu beginnnen. Es lässt sich nicht leugnen, dass die einen gegenüber anderen einen, mitunter gewaltigen, Vorsprung haben, aber dass heißt nicht, dass man gleich zu Beginn den Kopf in den Sand stecken sollten. Die Voraussetungen sind fast nie perfekt. Aber ich glaube, dass wenn wir die gegebenen Dinge akzeptieren und eine optimistische innere Einstellung pflegen, werden wir durch Entschlossenheit letztendlich ans Ziel kommen. Und deshalb repariere ich mein Rad. Wieder und wieder.