Ergun – Eine Stadt zum Dahinschmelzen
Und weiter geht’s mit der wunderschönen Landschaft der inneren Mongolei und der wunderschönen Stadt Ergun, inklusive einer kleinen Liebesgeschichte.
Verglichen mit den üblichen 80-100 Kilometern fiel die Etappe mit nur 25 Kilometern vom Bauernhof in Shangkuli bis in die Stadt Ergun recht kurz aus. Vorbei führte der Weg an grenzenlosen Kornfeldern und schlafenden Bauern.
Ergun Museum
Ein kurzer Abriss über die Geschichte Erguns: Hasar wurde dieses riesige Stück Land vom großen Dschinghis Khan persönlich übergeben und war fortan in fester Hand der Mongolen. Nicht die schlechteste Lage, denn der Ergun Fluss führte früher viel Gold. Im 20 Jahrhundert besetzten die Japaner dieses Stück Heiland. Mit vereinten Kräften durch chinesische und russische Truppen konnten jedoch die Invasoren zurückgedrängt werden. Was folgte war ein chinesisch-russisches Freundschaftsabkommen und eine große Immigrationswelle aus Russland. Über die Generationen hinweg führte dies zur Entstehung einer eigenen chinesisch-russischen ehtnischen Minderheit, die wie die Ewenken von der Regierung offiziell anerkannt wird. Auf dem Bild sieht man eines der Kinder dieser russisch-chinesischen Minderheit. Für mehr Details empfehle ich den Besuch dieses aufwendig gestalteten Museums.
Ergun Feuchtbiotop
Die kleine Pension, in der ich für 4 Euro ein kleines Zimmer gefunden habe, liegt direkt am Fuße Asiens größten Feuchtgebietes. Falls man nach 19 Uhr in den Park kommt, kann man einfach am verlassenen Ticketschalter vorbeilaufen, ansonsten sind es 3 Euro um eine Holztreppe hinaufzuwandern. Die Aussicht von der Anhöhe auf das Biotop ist atemberaubend. Zeit für eine Begehung blieb leider nicht.
Hasars Straße and dessen Platz
Die Stadt wird von noch nicht einmal 100.000 Menschen bewohnt. Dennoch schmücken prunkvolle Gebäude die Prachtstraße von Hasar und den gleichnamigen Platz. Besondern abends bietet sich eine eindrucksvolle Kulisse, die zu romantischen Spaziergängen einlädt. Einen warmen Pulli sollte man jedoch nicht vergessen, da am Abend die Temperaturen deutlich unter Null fallen.
Cool, sanftmütig, unwiderstehlich.
Ich habe mich in Tieshan verliebt. Die verkaufen nämlich das beste Eis in der Region. Der Laden ist benannt nach dem Gründer, der hier seit Generationen zartschmelzendes Eis aus purer mongolischer Milch herstellt. Es sieht vielleicht nach nicht viel aus, aber jegliche Toppings würden nur den Geschmack ruinieren. Mit 5 Yuan kostet es fast soviel wie ein Teller Nudeln, jedoch ist es jeden Pfennig wert. Derselben Meinung sind auch einige Stadtbewohner aus Harbin, die sich das Eis tatsächlich 900 Kilometer weit schicken lassen.
Wo wir schonmal beim Essen sind. Der russische Einfluss hier hat sich auch auf die Backkunst niedergeschlafen. Ergun hat ebenso ofenwarme, luftige Milchbrötchen zu bieten. Die Bäckereien tragen Namen wir Liuji und Lilia und backen ihre Köstlichkeiten streng nach den Rezepten ihrer russisch-chinesischen Vorfahren. Falls ihr jemals in die Innere Mongolei kommen solltet, macht einen Halt in Ergun!
Der nächste Stop wird in Hulunbuir stattfinden. Bis dahin sage ich: До свидания/ Auf Wiedersehen
Euer Jörg