Homies auf Zeit
“Eine Frau kauft für 200 Rupie ein Souvenir und bezahlt mit einer 1000 Rupie Note. Da der Verkäufer kein Wechselgeld hat, leiht er sich das Geld von seinem Nachbarn und gibt der Dame 800 Rupie zurück. Der Nachbar bemerkt, dass es sich bei der 1000 Rupie Note der Frau um Falschgeld handelt und fordert das Geld zurück. Wieviel macht der Verkäufer Verlust?”
Venu, Shiva und ich diskutieren um die richtige Antwort. Mahesh und Santosh sind schon wieder auf Arbeit und müssen zum Glück die aufgebrachten Lösungsversuche nicht miterleben. Generell nehme ich mehr am Alltag der indischen High Potentials Teil bzw. gehöre ich auch irgendwie dazu. Nach 3 Filmen in der Butze sowie im Lichtspielhaus, einer Flasche Vodka mit Chips und Chicken, Sport auf dem Dach und weiteren gechillten Abenden bei Bier und Musik haben wir nun auch die Zimmer zum Coworking Space umfunktioniert. Nach 2 Wochen hab ich das Gefühl akzeptiert zu sein. Auch wenn einige unserer Gedanken nicht so ganz verständlich scheinen, bin ich sehr froh, die Jungs und ihre Denkweisen kennenzulernen. Ihr Humor ist fantastisch und ihre Aufgeschlossenheit gegenüber mir beeindruckend. Da macht es denn auch nichts, wenn sie mich für verrückt halten Chinesisch in China zu lernen oder für ein Startup, das aus 2 Mann besteht zu arbeiten. Es passt nicht wirklich in ihr Weltbild. Irgendwie bin ich belustigt, wenn sie stirnrunzelnd den Kopf schütteln und mich mit einem Gesichtausdruck der völligen Ratlosigkeit anstarren, wie er aber sicher bei mir auch oft Anwendung findet. Zum Beispiel, wenn sie trotz Planlosigkeit wieder irgendwelche Aktien halten und immer dann verkaufen, wenn es lustig blau auf dem Bildschirm blinkt. Am Wochenende wurde ich mit eingeplant nach Tirupati zum goldenen Tempel und Junggesellenabschied zu kommen. Jetzt, wo ich langsam angekommen bin steht auch schon wieder eine Art Abschiedsparty an. Zum Glück hatte ich Zeit, sonst hätte Mahesh das Busticket stornieren müssen, hatte er es doch schon für mich gekauft. Für einen Monat waren Sie sowas wie mein zu Hause – freundliche Gesichter, viel Händeschütteln, Lachen bei den Mahlzeiten und Spielen mit den kleinen Wonneproppen.