Das Antivitamin – Fiebern am Mustagh Ata

Das Antivitamin – Fiebern am Mustagh Ata

Meine Stichpunkte zu diesem Erlebnis:

Fruchtshake, Kotzen, Fieber, Busfahrt, 4300m Höhe, Kotzen,  Motorrad, Mustagh Ata Basecamp. Hab ich schon Kotzen erwähnt?

Ja, so ne Lebensmittelvergiftung ist nicht so fein. Aber angesichts fehlender Hygienevorschriften in Garküchen war die ja nur noch ne Frage der Zeit. Es begann in Kashgar, der Stadt am westlichsten Ende Xinjiangs. Ich war auf der Suche nach nem Mittagessen. Und wurde bei gebratenen Glasnudeln satt und zufrieden. Auf dem Rückweg sehe ich nen Getränkestand. Es folgt ein kurzer Dialog meiner gespaltenen Persönlichkeit:

 „Ist aber warm heute, lass mal so nen Fruchtcocktail trinken. Außerdem haben die ne große Auswahl. Aber die Fruchtkübel stehen in der Sonne. Kann nicht gesund sein. Mmh. Aber die anderen trinken auch, kann ja nicht so schlecht sein. Erdbeere, Banane, Kirsche, Traube. – Lass lieber bleiben! – Gugg mal,  die haben auch Mango!”

Wir sprachen also: 我要一杯 ( Ich möchte einen Becher)

Dafür ging gut 10 Stunden später die Post ab, metaphorisch gesprochen. Das Wohlbefinden verhielt sich reziprok proportional zu meiner Körpertemperatur. Und hey, es ist der Tag, an dem es an einen der höchstgelegenen Seen Chinas geht, dem Karakulsee auf 4000 Metern.

Mit dem Bus gehts 6 Stunden auf dem Karakorum Highway entlang. Highway nicht weils ne Autobahn ist, sondern die Straße so hoch gelegen ist. Da hat man wohl einen besonders witzigen Chinesen mit der Namensfindung beauftragt. Und als ob die Höhe noch nicht schon Folter genug wäre, hab ich sogar Platzkarten für die Loge, nämlich ganz hinten auf der letzten Bank. Und wie schön das dort wackelt. Und wie mein Gesicht immer mehr die Farbe der schneebedeckten Bergkuppen annimmt. Reizend. Ich röchel den Namen meiner indischen Klassenkameraden und bitte um eine Motion-Sickness-Tablette. Und wie auch die so gar nicht geholfen hat. Auf der einzigen Pause der ganzen Fahrt bitte ich schließlich meinen Vordermann, der am offenen Fenster sitzt, mit mir den Platz zu tauschen. „Mir ist echt übel und wenn du mich nicht ans Fenster lässt, kein Problem. Ich geb dir das Geld für die Reinigung.“ waren die Worte, die mich voll überraschend ans Fenster ließen. Die restliche Fahrt gings im wahresten Sinne bergauf.

Angekommen am Karakulsee wirst du überwältigt mit einer Szenerie, die selbst Charlie dem Einhorn (http://www.youtube.com/watch?v=CsGYh8AacgY) die Freudentränen ins Gesicht getrieben hätte. Und ich hab mich auch gefreut. Ein bisschen 😉 Dann schlafe ich ein und fiebere schlafend der Wanderung am nächsten Tag zum Basecamp des Mustagh Ata entgegen.

Die Szenerie will ich nicht zerreden, sondern für sich sprechen lassen. Bilder von mir erspare ich lieber. Nagut, vielleicht eins. Ein kleines.

Am nächsten Tag gings dann mit dem Motorrad zur gut 30km in den Bergen gelegenen kirgisischen Siedlung. Der Ort macht den Anschein, als würden ihn mehr Ziegen als Kirgisen beherbergen. Doch die wenigen Siedler waren so gastfreundlich wie die ganze Provinz zusammen. Wäre mir nicht so übel gewesen und hätte mir die Höhe nicht buchstäblich soviel Kopfzerbrechen bereitet, wäre ich heute noch da, sitze im Gras und bestaune die Bergkette.

 

Die Zeit in der Region verging viel zu schnell, auch wenn dort scheinbar die Zeit still steht. Und nach zwei Tagen war ich dann auch wieder fit wie ein Turnschuh. Aber seitdem mach ich einen Bogen um Fruchtshakes. Ich esse nur  noch Fruchteis 😉

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Eine Antwort

  1. Manuel sagt:

    Mensch Jörgi, hat ja tatsächlich ne Weile gedauert, bis zur ersten Lebensmittelvergiftung 🙂
    Schön, dass du alles überstanden hast – jetzt kanst du vermutlich alles essen 🙂

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