Mentalität der Minderheiten
Wie bereits erwähnt, setzt sich die Bevölkerung Xinjiangs aus vielen unterschiedlichen Personengruppen zusammen. Mit der Welt der roten Papierlampions, Ming Vasen und immer freundlich lächeln hat diese Provinz soviel am Hut wie Jopi Heesters mit Lady Gaga.
Nach fast 5 Monaten ist es aber auch mal ne tolle Abwechslung nicht immer nur gebratenen Reis mit Schweinefleisch zu essen. Stattdessen gibt’s hier Bratreis mit Lamm. Das Verhalten und die Einstellungen der Bevölkerung gegenüber Land und Leuten weicht aber deutlich von dem der Chinesen ab, die ich getroffen habe ab.
Zunächst fällt auf, das viel von der Freundlichkeit, die mir in ganz China entgegengebracht wurde, wohl auf dem Weg durchs heiße Klima verdampft sein muss. Das beginnt schon am Bahnhof, wenn man eine Rückfahrkarte braucht. „Gibts nicht, vielleicht morgen“, war die Antwort. Ja, oder vielleicht nicht. Denn auf Rückfahrkarten mussten wir ganze 5 Tage warten.
Das Thema Lebensmittelaufnahme wird ebenfalls zum Problem. Meine indischen Begleiter sind Vegetarier. Nun wurde uns bereits auf der Hinfahrt nach Xinjiang von unseren Mitreisenden im Abteil beigebracht, dass Speisen ohne Fleisch nicht zubereitet werden können, außer vielleicht Baklava. Die Bestellungen demnach enthielten auch nach 5 minütigen, fast schon peinlichen Auffallens im Restaurant um die fleischlose Kost zu ordern, immer noch saftiges Lammfilet. Beim Reklamieren wird das Fleisch grob herausgenommen und mit leckerer Hühnerbrühe aufgefüllt. Humor haben sie auf jeden Fall. Manchmal kommt es aber gar nicht erst zur Bestellung. In 2 Restaurants wurden wir gar nicht beachtet, nach 5 Minuten bat ich den Chef uns was zu kochen. Neue einheimische Gäste kamen ins Restaurant und aßen, bezahlten, gingen. Wir warteten. Und nach 20 Minuten Dauerduellieren im „Blicke zuwerfen“ wagte ich es nochmal den Koch zu bitten, das Essen zuzubereiten. Da schmiss er uns raus.
Ich kann den Ärger der Minderheiten gegen die erdrückende Übermacht der Majorität, der Han Chinesen, in Ansätzen verstehen. Doch hat das mit dem einzelnem Chinesen oder Ausländer, der Respekt entgegenbringt, nicht viel zu tun.
Nein, um die Ehre der Bevölkerung in Xinjiang oben zu halten (und nicht nur zu meckern) gibt es auch Positives zu berichten. Es fiel auf, dass je weiter entlegen die Gegend, desto gastfreundlicher die Menschen. Nicht nur, weil sie jeden Yuan brauchen, sondern auch weil sie es wertschätzen, wenn ihre Traditionen Interesse wecken und respektiert werden. Mit sehr viel Gastfreundschaft wurden wir im Lager der Kirgisen aufgenommen. Auch während meiner kurzzeitigen Auszeit kümmerte sich die ganze Familie um unser Wohlergehen, versorgte uns mit Brot, Yakbutter-Tee und wusste uns später gut zu unterhalten. Genauso wie die vielen Zwischenstationen auf den zahlreichen Busfahrten, meist Bauernhäuser. Das Essen war einfach und gut, individuelle Wünsche dennoch gerne umgesetzt und an Kommunikation hat es den Einheimischen auch nie gefehlt. Und was “vegetarisch” ist wussten sie auch.
Ich ziehe eine Linie unter die Episode.
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und rufe auf:
Legt euren Stolz ab! Schaut verschiedenartige Menschen nicht mit anderen Augen an sondern geht mit Neugier auf Sie zu.
Eine Antwort
Amen! Ich hoffe ihr habt dem Chef des Restaurants im Hinterhof aufgelauert, ihn verdroschen und ihn dann gezwungen, 10Kilo Fleisch zu essen!