Update: Hailuogou Gletscher

Update: Hailuogou Gletscher

Sorry für die lange Pause.  Ich bin nicht faul, in Gedanken hab ich schon die nächsten 5 Dinger geschrieben 😀

Also:

Es ist Donnerstag, der 28.04., am Vormittag. Ich sitze im Unterrichtsraum und lausche, mehr oder weniger interessiert, des Lehrers weisen Worten- als plötzlich mein Handy klingelt. Es ist eine der in dieser Woche häufigen Anfragen, wo ich den freien Maifeiertag verbringen werde. Ich gebe das Ziel (siehe oben) bekannt und warte auf Resonanz. Am Ende des Unterrichts habe ich insgesamt 5 Zusagen und eine Anweisung per SMS: „Kauf schnell 5 Tickets“. Nur gut, dass die chinesischen Mitarbeiter der Busbahnhöfe ähnlich zügig wie unsere deutschen Freunde an diversen Bahnhöfen arbeiten, die Warteschleife am Telefon zur Lotterie wird und ich zwischenzeitlich noch eine weitere SMS bekomme. Nur eine klitzekleine Anmerkung des chinesischen Freundes: „Kauft lieber doch nur 2 Tickets“. Auch hier in Asien, oder vor allem hier, kann eine Zusage auch kurz vor 12 abgesagt werden, das kann stressen aber ich gewöhne mich an die chinesische Art Absprachen zu treffen.

Mit dem Bus fahren also nur D. und ich in 6 Stunden voller ekelerregender Schnief-, Würg und Gähngeräusche durch eine atemberaubende Landschaft. Toller Kontrast. Der Ort unserer Reise ist ein Gletscher Park; die höchste Erhebung mit 7.500 Metern der Minya Konka. Im nächstgelegenen Ort Moxi wurde dann im scheinbar einzig freien Hotel gleich für die nächsten 3 Nächte das Zimmer reserviert. Warum? Weil an diesem Tag 25.317 Touristen (vielleicht waren es aber auch nur 22.101) nach ner Unterkunft gesucht haben und es gerade mal 5 preiswerte gibt. In der Stadt selbst ist aber tote Hose, und nebst diesen Hosen nur dutzende von Yak-Hörnern, fein poliert und hübsch anzuschauen. Doch ein bisschen unhandlich, so als Flaschenöffner. Und welche Verwendung haben schon zwei 50cm lange Hörner eines Yak-Bullen?

Die nächsten Tage haben wir also den Gletscher erkundet. Um die Distanz ein wenig zu verdeutlichen; vom Eingang des Parks bis zum dritten Basecamp sind es mit dem Bus 40-50 Minuten (wenn nicht grad ein paar Chinesen auf der Straße die Fäuste fliegen lassen, wie an diesem Tag). Von da aus  könnte man mit der Seilbahn nochmal 10 Minuten bis zur Aussichtsplattform. Ich frage einen Ortskundigen in gebrochenem Mandarin, ob wir uns das Geld für das Seilbahnticket auch sparen könnten und über die Gletscherzunge wandern können. Er rät mir dringlichst ab, meint es wäre zu gefährlich. Ich danke ihm. Wir wandern also los…

…zunächst durch ein Waldstück, danach hinunter bis zur Gletscherzunge, von dort an immer der Nase nach. Bis zum diesem Punkt ein Meer aus Gletscherfans. Nach 3 Stunden wandern durch vom Gletscher geschliffene Eislandschaft ist hier plötzlich keiner mehr. Außer eine junge Dame mit Spikes, die sich uns anschließt. Die Eisberge werden immer höher, die Risse im Eis werden zu kleinen runden Schluchten. (hätte ich in Geo besser aufgepasst wüsste ich jetzt auch die einzelnen Teile zu benennen) In mitten eines solchen Eisberge sitzt eine Gruppe junger Informatiker. Wir beschließen alle gemeinsam weiterzukraxeln, die Eistürmchen runterzurutschen und unterspülte Felshänge zu besteigen. Ne wirklich interessante Erfahrung, auch wenn der Ortskundige mit Recht diesen Weg zur Aussichtsplattform nicht guten Gewissens weiterempfehlen konnte. An der Seilbahn angekommen sind wir gelinde gesagt geschafft, packen uns in die Gondeln und den Bus und bewegen uns für den restlichen Abend nicht mehr, außer zum Restaurant.

Den nächsten Tag geht’s nach ner Schüssel Lila-Nudeln mit Gemüse, Brot mit Fleischfüllung, ner Hühnerbrühe und etwas frittiertem Brot wieder mit dem Bus zum dritten Basecamp. Diesmal frage ich wieder einen Mitarbeiter des Parks (und wieder in der Sprache, in der ein falscher Ton gleich mal dem Gegenüber die Schamesröte ins Gesicht treiben kann, weil der andere statt „Gras“ mal so was ganz anderes verstanden hat…) Wo der Wanderweg durch den angrenzenden Wald ist, möchten wir wissen. Er sagt es uns nicht, sagt es gäbe keinen Weg. “Naja, dann lügt die Karte halt”, denke ich mir. Wir fragen noch 2 andere, auch sie bestätigen uns es gäbe keinen Wanderweg. Auf die Frage, was dann die Trampelpfade auf der Karte seien, werde ich belächelt. Auch hier gehen wir wieder los, vorerst ein wenig irritiert aber dann finden tatsächlich einen Pfad. Wir fühlen uns veräppelt. Sogar erklärende Wegweiser zieren den Weg, der laut Mitarbeiter gar nicht existieren sollte. Vielleicht ein Wurmloch im Raum/Zeitkontinuum? Die Wolken ziehen sich zu und es fängt stark zu regnen an. Insgesamt laufen wir 4 Stunden durch eine pflanzenartenreiche Idylle; meterhoher Bambus mit jungen Trieben, in Nebel gehüllte Bäume, Lotusblumen und vom Regen  getränkte ….ähh… Pflanzen (auch in Bio war ich nie ne Leuchte).

Am 2. Basecamp angekommen wartet ein Gasthaus, wohl eher ein Hotel. Völlig unspektakulär, aber hinter dem Hotel gibt es eine Quelle mit >80°C heißem Wasser. Darunter terassenartig angeordnete Wasserbecken. Ich darf ein kurzes Lied aus‘m Haamitland Arzgebirg zitieren: „Wenn’s draußen wieder schneit, da hammr unnre Freid. Fängt’s iewerall zu wabeln a, is draußen gute Schneeschubah“. Hat zwar nicht geschneit, aber während des Regens im heißen Wasser zu planschen ist mindestens genauso reizvoll. Schi war‘s (Es hat uns gut gefallen)

Bis hoffentlich bald!

Euer J.

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