Alltage
Ich beschliesse, dass ich den heutigen Tag zu einem meiner glücklichsten machen werde, schließe kurz die Augen und überlege, was die bisherigen Vorraussetzungen sind.
– ich liege bei heißem Sonnenschein unter einem perfekten Baum mit fetter Musik im Ohr, vor mir die schneebedeckten 8000er des Himalayas
– ich habe 3,5 Stunden auf einem Reisfeld gebuddelt um das Fundament einer Schule auszuheben und fühle mich körperlich gut ausgelastet
– ich hab mir mein Mittagessen mit reichlich Reis, Gemüse und Salat gut schmecken lassen. Auch, wenn ich jeden Tag exakt dasselbe esse. Ich hab mich daran gewöhnt und freue mich erstaunlicherweise jeden Tag aufs Neue.
– während der gesamten Zeit bin ich von inspirierenden, gutgelaunten Optimisten umgeben, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und ich freue mich sehr darauf mit ihnen Weihnachten zu feiern.
Während ich also erheitert auf dem Hügel döse tippt mich Christopher aus Schweden an. Los geht’s, meint er. Damit meint er den langen Matsch ins Tal um die Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Zusammen mit seiner Freundin Rebecca trotten wir mit Rucksäcken bewaffnet in gut 90 Minuten ins Tal. Wir essen jeden Tag 3x Dahl Bhat, Reis mit immer demselben Gemüse. Da lasse unsere Gedanken an den Heiligabend mit Pfannkuchen, Glühwein, Pizza, Milchreis und Schokolade mit Früchten uns schon jetzt den Zahn Tropfen. In dem überschaubaren Dorf lässt die Zutatensuche jedoch eher an Ostern erinnern und so dauert es mindestens nochmal so lang um alles besorgt zu haben. Als es schon dunkel ist und die klirrende Kälte naht, kaufen wir eine Flasche Whiskey und machen uns auf den Weg, entschlossen uns auf jeder unserer Weisheiten während des Marsches zuzuprosten.
Wir sind ausgesprochen schnell auf Betriebstemperatur. Laufen in die verkehrte Richtung. Scherzen mit den Lokals. Bald hitchhiken wir einen Traktor. Die Fahrt ist qualvoll. Wir steigen ab. Der Fahrer verheißt, Tiger seien im Wald. Wir danken ihn für den Insidertipp und Versprechen, die Kamera bereitzuhalten. Das Sternenfirmament ist unendlich schön. Der Ausblick auf das beleuchtetes Dorf ebenso. Als wir nach fast 2 Stunden zurück in Gausahar ankommen sind bereits zwei unserer Gefährten auf der Suche nach uns, andere gehen vor Sorge nicht zu Bett. (Randbemerkung: es ist 20 Uhr) Ich bin sehr gerührt über so viel Sorge,den anderen geht es genauso. Die Geschichten des Tages werden kräftig belacht. Es wird ein tolles Fest, im Kreise aller. Abenteuer, Leben, Freundschaft. Es war ein Tag wie jeder andere. Einer der glücklichsten Tage.